Bonn, 12.12.19 Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die vor allem Kinder betrifft. Doch zunehmend stellen Hautärzte diese Diagnose auch bei älteren Menschen.

„Die Patientengruppe der Älteren mit Neurodermitis wurde über Jahre hinweg weitgehend übersehen“, erklärt Prof. Dr. Dr. Thomas Bieber von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie des Universitätsklinikums Bonn im Interview mit der Deutschen Haut- und Allergiehilfe1. „In der letzten Zeit kommen immer mehr Erwachsene mit entsprechenden Symptomen in meine Sprechstunde. Der älteste meiner Patienten mit der Diagnose Neurodermitis ist 99 Jahre alt.“

Neurodermitis wächst sich nicht aus, sondern schlummert

Anders als früher vermutet wächst sich Neurodermitis nicht aus, sondern kann nach langen beschwerdefreien Phasen im Erwachsenen- oder sogar im Seniorenalter wieder ausbrechen. Es kommt aber auch vor, dass Neurodermitis bei Erwachsenen erstmals auftritt. Wo sich Ekzeme entwickeln und wie stark sie ausgeprägt sind, ist je nach Alter und Vorgeschichte unterschiedlich. Bei sehr alten Menschen verläuft die Erkrankung oftmals schwer; große Hautareale sind gerötet, teilweise schuppig und mit einem sehr starken Juckreiz verbunden. Was genau dahintersteckt, darüber gibt es bislang nur Vermutungen: Hormonelle Umstellungen im Alter, Stress, Allergien, jahrelanger Kontakt zu hautreizenden Substanzen, intensive Hygienemaßnahmen oder eine abnehmende Barrierefunktion der Haut. Auch eine langjährige Belastung durch Luftschadstoffe wird als Auslöser von Ekzemen im Alter diskutiert. Dieser Zusammenhang zeigt sich in einer Studie2,3 vor allem bei den teilnehmenden Patientinnen ohne vorangegangene Neurodermitis-Geschichte und ohne erbliche Veranlagung.

An neue Hautpflege-Routine gewöhnen

Mit fortschreitendem Alter verändert sich die Haut: Die Barrierefunktion lässt nach, die Haut wird trockener und anfälliger für Reize. Ältere Patienten, die zu Ekzemen neigen, müssen sich daher möglicherweise an eine neue Routine gewöhnen und ihre Haut morgens und abends eincremen. Diese so genannte Basistherapie ist das Fundament jeder Behandlung4, die je nach Schweregrad der Ekzeme um wirkstoffhaltige Salben oder innerlich wirkende Arzneimittel ergänzt wird.5 Unter Umständen müssen sich die Betroffenen von ihrer Lieblings-Körperlotion trennen, falls diese zum Beispiel hautreizende Duftstoffe oder Konservierungsmittel enthält. Unverzichtbar sind hingegen geeignete Fette sowie Feuchthaltefaktoren wie Glycerin, die die Hautbarriere stärken, das Wasserbindungsvermögen verbessern, die trockene Haut geschmeidig machen und dem Juckreiz entgegenwirken. Mittlerweile gibt es außerdem Basispflegeprodukte mit zusätzlichen Wirksubstanzen. Deren positiver Einfluss auf die Haut muss durch aussagekräftige Studien belegt sein. Ein Beispiel hierfür ist Junghafer-Extrakt, der antientzündlich wirkt und das überaktive Immunsystem der Haut bei Neurodermitis reguliert5.

Tipp: Die Broschüre „Hautpflege – die Basistherapie bei Neurodermitis“, finanziell unterstützt von der Pierre Fabre Dermo-Kosmetik GmbH, kann kostenfrei postalisch oder im Internet angefordert werden: Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V., Heilsbachstraße 32, 53123 Bonn, www.dha-neurodermitis.de.

Quellen:
1. Im Rahmen eines Interviews der DHA e.V. mit Prof. Dr. Dr. Prof. h.c. Thomas Bieber, exklusiv für Haut&Allergie aktuell September/Oktober 2019 S. 20-23
2. Schikowski T et al.: Traffic-related air pollution and eczema in the elderly: Findings from the SALIA cohort. Int J Hyg Environ Health 221(6): 861-867, 2018. doi: 10.1016/j.ijheh.2018.06.002.
3. Schikowski et al: Nonatopic eczema in elderly women: Effect of air pollution and genes. J Allergy Clin Immunol 2018. doi: 10.1016/j.jaci.2018.09.031.
4. Stellungnahme der GD Gesellschaft für Dermopharmazie e. V., Topische Basistherapie bei Neurodermitis – Evidenzbasierte Beratung in der Apotheke
5. Leitlinie (S2k) Neurodermitis, Version verlängert bis 2018, AWMF-Registernummer: 013-027